Das Label

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Hausmusik

Die turbulente Geschichte von Hausmusik beginnt im Jahr 1991 und kann bis heute in vier Phasen eingeteilt werden.

Phase 1 – Der Anfang (1991 – 1997)

Aus dem Gitarrenwandkellerlärmprojekt „Fred-Stocker-Quartett“ aus Landsberg am Lech, mit bis zu 6 Gitarren, Bass und Schlagzeug, entwickelte sich der Wunsch eine Platte aufzunehmen. Aufgrund persönlicher Verbindungen zu der, ebenfalls zu ähnlicher Zeit entstandenen, 40 km entfernten Weilheim-Szene um The Notwist, gab es eine Verschmelzung, die in den Folgejahren eine Kreativexplosion zur Folge hatte. So entstand ein Complation mit insgesamt 17 MusikerInnen in unterschiedlichen Bandprojekten unter dem Namen Hausmusik. In der Folge schälten sich nach diversen Versuchen die Bands Village of Savoonga, Fred is dead, Borrowed Tunes, A Million Mercies und Make My Day heraus.

Ständig wurden neue Projekte gegründet, manchmal für eine LP oder eine 7“, manchmal nur für ein Konzert. Das Label Hausmusik veröffentlichte einfach munter drauflos. Durch Konzerte mit anderen internationalen, im Geiste verwandten Musikern wie Will Oldham oder Bands wie Giant Sand, kam es Mitte der 90er dann zu einigen Veröffentlichungen von Palace, Smog oder dem Debutalbum von Calexico.

Immer wieder reiste eine größere Delegation irgendwohin, um Hausmusik-Konzerte zu geben, bei denen bis zu acht Bands und Projekte spielten. Die einzelnen Bands spielten Konzerte in Deutschland, Tschechien, Österreich, Schweiz, Niederlande, Italien oder USA. Es gab Kooperationen mit dem gleichzeitig entstandenen Label Kollaps und dem etwas später aufgetauchten Label Payola aus Weilheim und es wurde eine Vertriebsgemeinschaft gegründet. The Notwist, deren Musiker ja auch munter mitmischten, trug den Geist der Szene in die Welt hinaus…

Im Jahr 1997 trat zudem das von Marion Epp gegründete Comic-Label Jimmy Draht auf den Plan, startete mit einem eigenen Festival und erweiterte den Kreativ-Bereich in und um Hausmusik herum, um ein weiteres Feld. Die Verbindung von Comic-Art und Musik brachte ab 1998 insgesamt vier Compilations und ebenso viele Hausmusik/Jimmy Draht-Festivals hervor, die mit Fug und Recht als legendär eigestuft werden können – wer dabei war wird es bestätigen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Hausmusik zugleich der Name für ein Label, als auch für ein kreatives Kollektiv. Das Kollektiv wurde jedoch nun langsam kleiner, die Akteure traten in neue Lebensphasen ein, zogen fort oder wollten einfach etwas anderes machen. Das Label Hausmusik blieb.


Phase 2 – Der Vertrieb (1998 – 2007)

Im Jahr 1998 wurde der Vertrieb Hausmusik gestartet und es wurden immer mehr Labels aufgenommen, mit denen man sich verbunden fühlte. Das Ganze wuchs in rasantem Tempo, aber Hausmusik blieb weiter eine Einstiegsplattform für viele Bands, es gab Debuts von Lali Puna, MS John Soda, Iso 68, Carlo Fashion und vielen mehr.

Der Vertrieb, der 2000 nach München gezogen war, hatte seinen Höhepunkt im Jahr 2005, doch da schimmerte längst schon der MP3 am Horizont um dem physikalischen Tonträger die Grenzen aufzuzeigen. Das Vertriebs-Gerüst stürzte im September 2007 ein und verschwand. Gleichzeitig mit dem Hausmusik-Vertrieb traf es einen Großteil der Indie-Vertriebe mit ähnlicher Struktur - weltweit.


Phase 3 – Silent phase (2008 – 2021)

Nach dem Zusammenbruch und der Abwicklung des Vertriebs, folgte erst einmal nur die „Ruhe nach dem Sturm“, aber bereits im Herbst 2008 wurde das Ladencafé Hausmunik eröffnet. Ein Café mit Schallplattenverkauf, Ausstellungen, Lesungen und kleinen Konzerten mit Musiker von Calexico und Lampchop, es spielten auch Eugene Chadbourne, Coconami und viele, viele mehr. Da so ein Ladencafé fast immer auch eine etwas schwierige Sache ist und Hausmunik da auch keine Ausnahme darstellte, wurde das Café 2012 wieder geschlossen. Hausmusik, das als Label nun wieder sehr vereinzelt Platten veröffentlicht (A Million Mercies, Broken Radio, Theatermusik), war mittlerweile ein kleiner Online-Händler geworden.


Phase 4 – Rückkehr (ab 2022)

Im Jahr 2022 kehrte Hausmusik zurück auf die Bühne. Zunächst startete zu Jahresbeginn A Million Mercies eine digitale Track/Video-Serie mit monatlichen Veröffentlichungen. Außerdem gab es zwei Alben-Veröffentlichungen von A Million Mercies und Le Millipede (in Zusammenarbeit mit Gutfeeling und Dhyana) und dazu eine einseitig bespielte, bereits 1991 aufgenommene 7“, des Fred- Stocker-Sextett – die andere Seite ziert ein Siebdruck von Jimmy Draht.

Marion Epp, Edmund Epple und Wolfgang Petters starteten im Herbst 2022 die Veranstaltungsreihe : m a c h e n in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Landsberg, die nun halbjährlich stattfinden soll und durchaus als eine Art von Fortsetzung der Hausmusik/Jimmy Draht-Festivals betrachtet werden kann.

Ricardo Molina zeigte bei : m a c h e n – Episode 1 seinen Dokumentar Film „Hausmusik – eine musikalische Selbstermächtigung“ mit vielen Interviews mit den Protagonisten der 90er Jahre und jede Menge Musik und Archivmaterial.

Zu jeder einzelnen : m a c h e n Veranstaltung soll es auch in Zukunft eine einseitig bespielte 7“ geben mit einem Siebdruck auf der anderen Seite. Einen Sack voller Pläne gibt es und die Zukunft bleibt spannend.

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